Lt. bayerischem Landwirtschaftsministerium sind 2022 im Mittel 19% weniger Pestizide ausgebracht worden als 2018, was als großer Erfolg zum Umweltschutz dargestellt wird. Dabei wurde aber nur die ausgebrachte Wirkstoffmenge erfasst, nicht aber die Toxizität der einzelnen Gifte. „Ein besonders aggressives Mittel könnte beispielsweise in sehr geringen Mengen ausgebracht werden, ist aber ungleich schädlicher für die Umwelt als ein wenig toxisches Mittel in einer höheren Dosierung“ sagt der Toxikologe Carsten Brühl von der TU Kaiserslautern-Landau. Hinter den Zahlen im Bericht vermutet er „Schönrechnerei“. Deutschlandweit jedenfalls beobachte die Wissenschaft kaum eine Reduzierung von chemischen Pflanzenschutzmitteln, weder hinsichtlich der Menge noch der Toxizität.
Eine Studie der Uni Würzburg hat außerdem ergeben, dass ein Mix von Pestiziden viel gefährlicher ist, als einzelne sogenannte „Pflanzenschutzmittel“.
Versuche mit einer Mischung vom letzten noch zugelassenen Neonikotinoid (ein Insektengift) mit zwei Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten ergab eine deutlich frühere Sterblichkeit von Honigbienen als der Einsatz des Insektengifts alleine.
„Die von den Forschenden gefundenen Kombinationseffekte könnten Auswirkungen auf das gesamte Bienenvolk haben, weil die heranwachsende Generation geschädigt wird.“ Das sei auch besonders für Wildbienen gefährlich, weil deren Populationen viel geringer sind und Verluste nicht ausgeglichen werden könnten.
Quellen:
zum Pestizid-Einsatz:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/19-prozent-weniger-pestizide-in-bayern-was-steckt-dahinter,UGK6Nvl
zu den Versuchen mit der Mischung von Pestiziden:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/wuerzburger-studie-pestizid-mix-laesst-honigbienen-frueher-sterben,UO3eTR3